Berichte Juni 2023
Lebensretter am Wahlener Bürgerhaus installiert
Weil beim Herzstillstand jede Sekunde zählt: Der Verein „Dorfgemeinschaft Wahlen“ beschloss die Anschaffung eines Defibrillators – Übergabe mit Einweisung in die richtige Herzdruckmassage – Ralf Klöckner: „Die Zahl der „corhelper“ steigern“
Kall-Wahlen – Es geht um jede Sekunde, wenn das Herz eines Menschen plötzlich aufhört zu schlagen. Rund 180-mal im Jahr werden die Rettungsassistenten im Kreis Euskirchen mit derartigen Notfällen konfrontiert. Um das Leben von Patienten mit Herz-Kreislauf-Stillständen zu retten, ist es wichtig, neben den Profi-Lebensrettern viele Menschen zur Ersten-Hilfe-Leistung zu motivieren. Denn die Ersthelfer sind in der Rettungskette als erstes Glied von besonderer Bedeutung.
Möglichst viele Laienhelfer zu gewinnen und auszubilden, ist das Ziel des Vereins „Lebensretter im Kreis Euskirchen“, in dem Ärzte, Rettungsassistenten, Angehörige von Gesundheitsdiensten und inzwischen auch Kommunen Mitglied sind. Der Verein ist bestrebt, möglichst viele lebensrettende Defibrillatoren an strategischen Standorten im Kreisgebiet zu installieren. Seit ein paar Tagen steht neben einem Defi am Feuerwehrgerätehaus in Wahlen ein zweites Gerät am Eingang des Bürgerhauses zur Verfügung. Andreas Schmitz vom Verein „Lebensretter im Kreis Euskirchen“ übergab diesen Defibrillator kürzlich an den Verein „Dorfgemeinschaft Wahlen“, verbunden mit Kurzeinweisung in eine Herzdruckmassage.
Vereinsvorsitzender und Berufs-Feuerwehrmann Ralf Klöckner hatte die Anschaffung eines derartigen automatisierten Defis (AEDs) für das Bürgerhaus im Vorstand besprochen. In einer Versammlung des Vereins wurde beschlossen, gegen eine Spende an den Kreis Euskirchener Verein einen solchen Lebensretter anzuschaffen, und diesen am Eingang des Bürgerhauses, in dem viele Veranstaltungen stattfinden, zu deponieren.
Um möglichst viele Wahlener in die lebensrettenden Maßnahmen einzuweisen, hatte die Dorfgemeinschaft interessierte Bürger zur Übergabe des Gerätes ins Bürgerhaus eingeladen. Etwa 35 Frauen und Männer waren dabei, als Andreas Schmitz den Defi AEDs an den Vereinsvorsitzenden Ralf Klöckner und dessen Stellvertreterin Gabi Lang übergab. Anschließend stand eine Kurzeinweisung in die Handhabung des Defis sowie ein Training zur richtigen Herzdruckmassage an. Schmitz: „Es ist wichtig, dass viele Bürger wissen, wie man im Notfall mit dem Gerät umzugehen hat.“
Geplant ist nun die Durchführung einer Erste-Hilfe-Schulung, um auch in Wahlen die Anzahl der sogenannten „corhelper“ zu steigern. Über die App „corhelper“ können qualifizierte Helferinnen und Helfer, die sich in der Nähe eines Notfalles befinden, durch die Rettungsleitstelle gezielt alarmiert werden, um bis zum Eintreffen des Notarztes Wiederbelebungsmaßnahmen einzuleiten. Schmitz: „Wenn wir die Zahl der Laienhelfer weiter steigern, können bei uns im Kreis Euskirchen jährlich bis zu 30 Menschen mehr überleben“.
Bericht: Reiner Züll/epa
Neue Defis für Hellenthal
33 neue Defibrillatoren will die Gemeinde Hellenthal anschaffen. Weil die Anschaffung der Defis sehr teuer ist, werden in den kommenden drei Jahren erst einmal nur zehn Stück angeschafft.
Die Standorte dafür sind jetzt ausgewählt. Zum Beispiel die Kita in Blumenthal, am Bürgerhaus in Wollenberg oder Am weißen Stein in Udenbreth.
Sechs Defis gibt es schon in Hellenthal etwa am Rathaus oder in der Grundschule Reifferscheid. Die Standorte hat der Verein „Lebensretter im Kreis Euskirchen“ ausgewählt.
Erst vor kurzem hat der Verein einen neuen Defi in Mechernich-Bergbuir vorgestellt. Eine Übersicht mit allen aktuellen Defi-Standorten findet Ihr hier.
Bericht: Radio Euskirchen, Foto: Dieter Kabatnik
Gemeinsam Leben retten
Metternicher Dorfgemeinschaft widmet sich „Herzensangelegenheit“ im mehrfachen Wortsinn: Durch Spenden von „Metternich Hilft“ und zahlreichen Privatpersonen konnten zwei potentiell lebensrettende Automatisierte Externe Defibrillatoren (AED) angeschafft werden
Weilerswist-Metternich – Dass man selbst schreckliche Ereignisse wie die Flutkatastrophe vom 14. Juli 2021 als Anstoß für gute Entwicklungen nutzen kann, hat der Verein „Metternich Hilft“ – Hilft bewusst mit einem großen „H“, denn die Hilfe soll groß sein – mehrfach bewiesen. Durch das engagierte Team um die Vorstandsmitglieder Alexander Zeeh und Udo Becker sind mittlerweile 400.000 Euro an flutgebeutelte Metternicher verteilt worden. Nun hat der Verein den Großteil der 5.000 Euro übernommen, die zur Anschaffung von zwei Automatisierten Externen Defibrillatoren (AED) nötig waren. Ein AED kann im Falle eines kardiologischen Zwischenfalls in etwa 80 Prozent der Fälle das Kammerflimmern des Herzens durch gezielte Stromstöße unterbrechen und somit die normale Herzfunktion wiederherstellen.
Initiator Thomas Kurz, Einsatzführer der Freiwilligen Feuerwehr Metternich, berichtet: „Wir haben zwei Rettungswagen in der Nähe stationiert. Wenn beide im Einsatz sind und dann jemand Hilfe braucht, kann es bis zu 15 Minuten dauern, bis der nächste Rettungswagen kommen kann.“ Dieser Zeitraum könne aber den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten. „Deshalb wollten wir schnellstmöglich AEDs anschaffen. Es gibt auch ein Programm der Kommunen, und wir setzten darauf, dadurch einen dritten AED zu bekommen, aber das dauerte uns einfach zu lange“, so der Feuerwehrmann, der neben seiner Tätigkeit bei der Freiwilligen Feuerwehr auch in der Berufsfeuerwehr arbeitet. So nahm Thomas Kurz zusammen mit der Freiwilligen Feuerwehr die Organisation selbst in die Hand und band „Metternich Hilft“ sowie das „Dorfplatzteam“ mit ein.
Ein AED wird nun am Friedhofshäuschen installiert und deckt den Bereich des „Unterdorfes“ ab, der zweite wird in der Nähe der Feuerwehr in der Wasserburgstraße angebracht. Wünschenswert wäre ein dritter AED in der Nähe des am Dorfrand gelegenen Sportplatzes.
Die Geräte entsprechen dem neuesten technischen Stand und sind auch von Laien zu bedienen, denn das Gerät gibt, sobald man es aus der Arretierung nimmt, genaue sprachliche Anweisungen, was zu tun ist. Kurz: „Die Geräte sind beheizt, immer einsatzbereit, über eine SIM-Karte an das Mobilfunknetz angeschlossen und so ständig überprüfbar. Auch der Standort lässt sich jederzeit feststellen.“ Das ist nicht nur als Diebstahlsschutz wichtig, sondern auch, um im Notfall per GPS gezielt einen Rettungswagen schicken zu können.
„Idealerweise fügt sich die App »corhelper« in das System ein“, so Thomas Kurz. Denn dort können sich qualifizierte Helferinnen und Helfer – von denen es bereits 900 im Kreis Euskirchen gibt – anmelden. Bei einem Notruf können die Helferinnen und Helfer, die sich in der Nähe des Notfallorts befinden, über diese App gezielt von der Rettungsstelle alarmiert werden. Es werden immer zwei Personen eingesetzt: Eine Person wird zum nächsten AED geleitet, die zweite Person zu dem Menschen in Not. So kann möglichst bald mit den ersten Maßnahmen zur Wiederbelebung begonnen werden, während der Notarzt noch unterwegs ist.
Silvia Zehnpfennig vom „Dorfplatzteam“ hat lange als Intensiv- und Anästhesie-Fachschwester gearbeitet und weiß: „Bei einem Herznotfall zählt jede Minute. Man braucht keine Scheu davor zu haben, zu helfen, man muss es einfach nur machen.“ Gemeinsam mit Gisela Schmidt und Rainer Radermacher vom „Dorfplatzteam“ hat sie fleißig Spenden von Privatpersonen für das Projekt gesammelt.
Udo Becker, im Berufsleben Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Euskirchen, hofft auf weitere Hilfe auch durch den Förderverein von „Metternich Hilft“: „Schon ab dem symbolträchtigen Beitrag von 14,07 Euro – in Erinnerung an den 14.07.21 – kann man Mitglied werden. Obwohl wir uns natürlich freuen, wenn etwa auf 50 Euro aufgerundet wird.“ Denn, so Alexander Zeeh, Geschäftsführer des Armaturen-Herstellers Grohe: „Auch wenn der Kern unseres Vereins die Fluthilfe ist, wollen wir nachhaltig in weiteren Bereichen helfen. Dazu gehört auch die Unterstützung der Vereine und eben solche Maßnahmen wie die Installation der AEDs. Und man darf nicht vergessen, dass es jeden treffen kann.“ Mit jeder Minute Kammerflimmern sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit um bis zu zehn Prozent. In 85 Prozent aller plötzlichen Herztode liegt anfangs ein Kammerflimmern vor.
Bericht und Fotos: Gunnar Eden/epa
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